Stühle für unser Theater
Unsere Spendenaktion war ein voller Erfolg. Über 100.000 Euro haben Menschen aus ganz Deutschland und sogar aus anderen Ländern für die Sanierung der Theaterstühle und des Parketts gespendet. Wir bedankten uns ganz herzlich bei allen Spendern und Paten mit einer Einweihungsfeier, zu der hochkarätige Künstler eingeladen waren. Im ersten Teil gab es eine Tanzgala, bei der die Deutsche Tanzkompanie aus Neustrelitz, das Ballett Schwerin und die Gruppe „Laborgras“ aus Berlin ihr Können zeigte. Nach der Pause spielte das „Isabelle Van Keulen Ensemble“ Werke von Astor Piazzolla und verzauberte das Publikum mit dessen „Tango Nuevo“. Durch den Abend führte Dr. Elisabeth Nehring. Die Tanzexpertin vermittelte charmant und anschaulich die Besonderheiten des zeitgenössischen Tanzes.
Begrüßt wurden die Gäste von der Intendantin des Ernst-Barlach-Theaters, Johanna Sandberg, die sichtlich beeindruckt von dem Engagement der Bürger war. Darin drücke sich die Verbundenheit der Menschen mit ihrem Theater aus und es zeige sich einmal mehr die Tradition des Bürgertheaters. Gruß- und Dankesworte sprachen anschließend Heidemarie Beyer und Anja Kerl. Heidemarie Beyer, die Vorsitzende des Theaterfördervereins, erzählte u.a. von den vielen, positiven Rückmeldungen, die man während der Spendenaktion erhalten habe. Anja Kerl hingegen bedankte sich als Dezernentin des Landkreises Rostock dafür, daß man in Zeiten einer angespannten Wirtschaft- und Finanzlage ein sichtbares Zeichen für dieses Theater gesetzt. Man wolle nun nicht nachlassen und die Sanierung des gesamten Gebäudes weiter vorantreiben.
Alles in allem war es gelungener Abend und das Publikum zeigte sich überaus zufrieden mit der Qualität der Sanierungsmaßnahme. Der Zuschauersaal des Ernst-Barlach-Theaters erstrahle im neuen Glanz.
Liebe Theaterfreundinnen und Theaterfreunde
Ich begrüße sie mit einem Wort der Mutter Courage Regine Hildebrandt: „Wer etwas verändern will, muss sich einsetzen!“ Sie haben sich eingesetzt und sie haben etwas verändert. Das können sie sehen und spüren. Genießen sie es!
Ein Spendenergebnis von 100.000 € durch viele kleine und große Spenden – Wer hätte das gedacht?! Wir danken ihnen allen ganz herzlich dafür. Ich danke meinen Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Vorstand. Alleine wäre das nicht zu schaffen gewesen. Ich danke Frau Sandberg und das Team des Theaters, für die gute Zusammenarbeit. Wir sind aber auch dankbar dafür, dass Stadt und Kreis einen Weg der Zusammenarbeit für das Theater gefunden haben.
Das ist ein eindrucksvolles Zeichen der Verbundenheit mit unserem Theater. Uns erreichten Spenden aus der Region, aus Güstrow und darüber hinaus vom Allgäu bis zur Ostsee, von Brüssel bis nach Charlottsville (USA). Diese Verbundenheit kommt in einigen eindrucksvollen und berührenden Geschichten zum Ausdruck, die ich ihnen nicht vorenthalten will.
Mehrere Spenden bekamen wir von Angehörigen zur Erinnerung von Heinz Rosenthal. Er war Sänger und Fotograf an unserem Theater bis zur Auflösung des Ensembles 1963. Heinz Rosenthal ergriff die Initiative zur Sanierung 1955. Als damals das Theater wegen der geplanten Bauarbeiten geschlossen war, stand monatelang ein Bauzaun aber es passierte nichts. Da stieg Heinz Rosenthal mit seiner FDJ-Gruppe auf das Theaterdach und warfen Dachziegeln herunter, bis der Architekt dem ein Ende gebot. Nun waren vollendete Tatsachen geschaffen und der Umbau musste beginnen!
1957 entschied sich das Ensemble des Theaters für den Namen Ernst-Barlach-Theater. Das wurde vom Rat des Bezirkes Schwerin abgelehnt. Daraufhin gingen Heinz Rosenthal und der Dramaturg am nächsten Tag zu „Lütten Schuldt“ (Verwalter des Nachlasses von Ernst Barlach) ins Atelierhaus um eine lebensfrohe Skulptur von Barlach zu fotografieren. Ein Foto von Barlachs „Flötenspieler“ wurde an das DDR-Kultusministerium geschickt. Daraufhin kam kurz vor der Einweihung 1977 die Antwort: Wenn sich das Theater dem künstlerischen und dramaturgischen Werk verbunden fühlen würde, dann dürfe es den Namen „Ernst-Barlach-Theater“ Nennen. Diesen Namen tragen wir bis heute mit Stolz.
Anlässlich des Todes von Raimund Schmidt erreichten uns zahlreiche Spenden. Die Familie Schmidt fertigte 1957 die Holzverkleidung, die dem Innenraum des Theatersaals seine besondere Ausstrahlung verleiht. Sein Sohn und Enkel setzten mit der Parkettsanierung dieses in ein neues Licht. Theaterverbundenheit über Generationen.
Der Sohn von Vera Kopetz übernahm eine Stuhlpatenschaft zur Erinnerung an seine Mutter. Vera Kopetz schuf die Mosaike an den Säulen im Foyer, an den Bühneneingängen und das Gemälde über dem Mittelabgang zum Foyer, die unserem Theater seinen ganz besonderen Charme verliehen.
Die Firma TECTA aus Lauenförden, den Güstrowern als Polstermöbelfirma Bruchhäuser bekannt, spendete in Verbundenheit mit ihrer alten Heimat für die Erneuerung der Stühle.
Björn Engholm ließ sich gern an seinen Besuch in unserem Theater erinnern und übernahm umgehend eine Stuhlpatenschaft. Er besuchte 1990 als Ministerpräsident von Schleswig-Holstein das Theater. Als er den Theatersaal betrat: blieb er überwältigt stehen und sagte: „Was für ein schönes Theater!“
Dagmar Ringstorff übernahm eine Stuhlpatenschaft in Erinnerung an Harald Ringstorff. Harald Ringstorff besuchte, so oft es ging, die Jazz-Konzerte mit Andreas Pasternack in unserem Theater und Dagmar Ringstorff stand in den 90er Jahren mit ihrem Pantomime-Programm „Kultur gegen Gewalt“ mehrmals auf unserer Bühne, um Schulen für die Auseinandersetzung mit Formen der Gewalt Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus zu sensibilisieren. Ein Thema, das nichts an Aktualität verloren hat.
Wir haben ein Steinchen ins Wasser geworfen und es schlägt Wellen.
Während der Spendenaktion haben 10 neue Mitglieder für unseren Förderverein und weitere Zusagen bekommen.
Die Herrmann-Reemtsma-Stiftung unterstützt die Arbeit unseres Theaterfördervereins mit einer Spende von 25.000 €
Die Krönung dieses Jahres ist der Theaterpreis des Bundes für Privattheater + Gastspielhäuser“ für die vielfältige und anspruchsvolle Arbeit des Theaters und die hohen Besucherzahlen.
Mein ganz besonderer Dank dafür geht an die Intendantin, Frau Sandberg und ihr Team mit Steffen Goitzsche und Silke Kallweit. Ich frage mich ob jemals ein Theater mit so einem kleinen Team mit dem Bundespreis prämiert wurde?
Das wirft ein besonderes Licht auf unser Theater, die Stadt und den Landkreis. Wir können alle stolz darauf sein.
Eine ganz besondere Würdigung unserer Spendenaktion erreichte mich am 11.September. Um 2.54 Uhr, noch vor Veröffentlichung durch die Presse, bekam ich aus Charlottsville eine Mail von Angelika Schmiegelow-Powell mit dem Betreff: „Mein Heimat-Theater, Hurra, hurra, hurra“. Sie beglückwünschte uns zum Theaterpreis des Bundes und unterstützte uns mit ihrer Spende, damit wir unser Spendenziel erreichen. Inspiriert durch ihre Erinnerungen schreibt sie dazu: „Übrigens habe ich viele schmerzhaften Sitz-Stunden auf den uralten Stühlen in den schlimmen Jahren von 1946-1953 zugebracht, wenn meine nachtblinde Mutter und ich zu allen Schauspielen und vor allem Operetten den Pferdemarkt und die Domstraße entlang gestolpert sind, um unsere Abonnementskarten einzulösen.“
Verbundenheit bleibt, ohne Raum noch Zeit.
Mit dem Rückenwind dieses Jahres wird es uns gelingen.
- ansprechende und zeitgemäße Arbeitsbedingungen für Schauspielende und Mitarbeitende zu schaffen und
- Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, einen barrierefreien Zugang zu unserem Theater zu ermöglichen,
- damit alle Menschen aus Stadt und der Region, Junge und Alte,
- Einheimische und durch Krieg, Gewalt und Vertreibung zu uns gekommen sind,
- unser Theater besuchen, sich begegnen und gemeinsam auf der Bühne stehen können.
Ich bin überzeugt: GEMEINSAM schaffen wir das!
Heidemarie Beyer, Vorsitzende des Theaterfördervereins
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